Bautagebuch Martin

PV Dach

Martins PV-Anlage:

Dachausrichtung Flachdach O-W, Neigung 10° aufgeständert, 32 x 270 Wp + 12 x 285 Wp = 12,06 kWp, 9,3 kWh Hausspeicher 

Von der Idee bis zur Erweiterung

Alles begann mit einem Einkauf am örtlichen Supermarkt. Vor dem Getränkeladen stand eine funkelnagelneue Schnellladesäule für Elektrofahrzeuge und daran zogen zwei von diesen neuartigen Tesla-Limousinen ihren Strom. Ruhig pulsierte die blaue Ladeanzeige an der Steckdose. Das faszinierte mich.

Ich war bis zu diesem Frühjahr 2016 sicherlich kein gedankenloser Umweltsünder. Geflogen bin ich bis heute nicht, die Urlaube wurden meist mit dem Rad erlebt, der Müll wurde brav getrennt. Aber beim Auto zum Beispiel hatte ich mich leistungsmäßig immer verbessert. Und nun kam das Umdenken. Autos, die mit Strom fahren. Keine lokalen Emissionen, kein Lärm. Das begeisterte mich. Ich las mich in die Technik ein, beantwortete mir selbst die Fragen, die mir später als E-Mobilist hundertfach gestellt wurden und war binnen eines Vierteljahres selbst elektrisch unterwegs.

PV Dach

Anfangs noch eine reine Nischenerscheinung, ist die E-Mobilität inzwischen stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Und mit dem Ruf des Klimaretters wurde auch die Ökobilanz des batteriegetriebenen Vehikels genau unter die Lupe genommen. Vieles wird übertrieben, vieles ist schlicht falsch. Aber Fakt ist, dass der Strommix in Deutschland kein komplett CO2-neutrales Fortbewegen zulässt. Wie kann man also die Ökobilanz des E-Autos aufhübschen? Ganz genau, mit selbst produziertem Strom. Da weiß man genau, wo er herkommt.

Mit dem Thema Photovoltaik habe ich mich schon seit unserem Hauskauf im Jahr 2012 beschäftigt. Aber immer wieder kam etwas dazwischen. Seien es die abschreckend hohen Anfangsfinanzierungen, oder ganz einfach andere Lebensumstände und andere Interessen. Heute ärgere ich mich fast, damals nicht genauer recherchiert zu haben. Denn was ist so schlimm am Kaufpreis einer Photovoltaikanlage, selbst, wenn sie mit Fremdkapital erworben wird? Die Einsparungen an nicht bezogenem Netzstrom und die Erträge aus Einspeisevergütung decken von Anfang an fast komplett die Finanzierungsraten. Die Sonne scheint im immer sehr identisch, das bedeutet gesicherte Erträge.

Im Jahr 2018 haben wir uns dann endlich für ein Modell entschieden. Wir pachten eine PV-Anlage mit Speicher von unserem Ökostromanbieter Naturstrom. Das hat gleich mehrere Vorteile: Es muss kein Kredit aufgenommen werden, wir haben keinen Stress mit Installation und Wartung und unsere Investition wird wieder in andere Ökostrom-Projekte des Anbieters investiert. Da ist unser Geld sicherlich besser aufgehoben als bei irgendeiner Bank.

Im Naturstrom-Kalkulator wird die Größe der Anlage nach den eigenen Lebensumständen ermittelt. Soviel hatte ich aber schon recherchiert, dass sich eine möglichst große Anlage mehr rechnet. Also habe ich bei unserem Stromverbrauch ein wenig übertrieben und bekam ein Angebot für eine entsprechend große Anlage. Ein paar Fotos von unserem Dach und unserem Verteilerkasten im Keller, ein paar Unterlagen über die Statik wurden im Februar 2018 an Naturstrom geschickt. Dort wurde die Machbarkeit unseres Vorhabens positiv geprüft. Auch unsere Bonität wurde abgeklopft, schließlich kaufen wir eine Leistung für die nächsten 18 Jahre ein.

Nachdem alles von Naturstrom für gut befunden wurde, kamen die Verträge. Man riet uns von einem Hausspeicher Ladestationab, da dieser noch nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Aber wir wollten die Anlage genau so haben. Denn ich sehe keinen Sinn darin, dass ich mittags Strom für die komplette Straße mit produziere und abends zur Tagesschau, wenn der meiste Strom in Deutschland verbraucht wird, wieder auf schmutzigen Kohlestrom zurückgreifen muss. So kann PV keine fossilen Energieträger verdrängen, da diese über den kurzfristigen Tagesverlauf nicht regelbar sind.

Also wurde der große Pachtvertrag mit Speicher unterschrieben und kurz darauf bekamen wir Besuch von einem örtlichen Solateur. Dach und Keller wurden begangen und es gab eine Empfehlung, wie die Anlage errichtet wird. In unserem Fall war auch eine neue Hausverteilung notwendig. Die Alte aus dem Jahr 1983 erfüllte weder in Sachen Kapazität noch nach VDE-Norm die heutigen Ansprüche. Allerdings war diese Erneuerung nicht Teil des Pachtvertrags. In diesem Zuge haben wir gleich eine Wallbox zum Laden unseres Elektroautos mit installieren lassen.

Vom Naturstrom-Vertragspartner IBC wurde in der Folge die Positionierung der Module auf dem Dach geplant, insbesondere die Ballastierung war bei unserem Flachdach entscheidend. Nach einigen Planänderungen durch uns stand das Konzept im Juni 2018 und im Juli rückten die Monteure an. Eine ganze Menge Zeug wurde da angeliefert. 32 Module, zwei Wechselrichter, der schwere aber nicht besonders große Speicher.

Der Plan war, dass alles an zwei Tagen errichtet wird. Leider fehlte aber ein Teil des Materials, sodass es noch eine Woche länger dauerte, bis die Installation komplett abgeschlossen war. Am 12. Juli 2018 wurde die Anlage dann zum ersten Mal eingeschaltet – und funktionierte. Was für ein Gefühl, der eigene Strom vom Dach.

HauskraftwerkLeider wurde die Anlage danach gleich wieder abgeschaltet. Unser Installateur ermahnte uns, dass eine Inbetriebnahme vor dem Setzen des neuen Zweirichtungsstromzählers den Tatbestand des Steuerbetrugs erfüllt. Zum Glück kam der Installateur der Stadtwerke Quickborn aber schon eine Woche später und so gingen wir am 19. Juli offiziell ans Netz.

Nun laden wir also unser Elektroauto direkt mit der PV, im Sommer auch mit höherer Leistung. Wenn mal eine Wolke vorbeizieht, springt der Speicher unterstützend ein. So sind wir mit 8,64 kWp auf dem Dach und 9,3 kWh im Keller von Mitte März bis Mitte Oktober in Sachen Energie und Mobilität unabhängig vom öffentlichen Stromnetz.

Nach einem Jahr kann ich das Fazit ziehen, dass wir vom 22. März bis zum 5. Oktober komplett autark in Sachen Strom und Mobilität waren. In dieser Zeit haben wir keinen signifikanten Netzbezug gehabt. Eine schöne Leistung und so hatte ich mir das vorgestellt.

In den Wintermonaten bereute ich allerdings schon sehr schnell, dass wir das Dach nicht optimal ausgelastet hatten. Denn nun zähte jede Kilowattstunde, die wir erzeugt haben. Der Speicher wurde nur wenig gefüllt, an Speicher voll war von November bis Januar überhaupt nicht zu denken. Daher reifte schnell der Entschluss, den klaren Fehler, das Dach nicht vollgemacht zu haben, zu korrigieren und schon zu Jahresbeginn 2019 wurden erste Planungen angestellt, das volle Kontingent unseres Solarpotentials auszuschöpfen...